Bei unserem letzten OV-Treffen am 22.9.2022 war unser Bürgermeister Tony Löffler der Einladung gefolgt, an unserer OV-Sitzung teilzunehmen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es recht schnell in medias res:
Als Resümee aus dem Parking Day konnten wir Herrn Löffler einige Anregungen mitgeben, womit man den Kirchplatz in Weiher vom Parkplatz zum Begegnungsort aufwerten könnte:
Nur noch Kurzzeitplätze am Rand mit mehr Behindertenparkplätzen, Bücherschrank, Litfaßsäule, mehr Spielraum, Wasserspiel, Bänke, Blumenbeete, Pavillon. Die geplante Ortskernsanierung hatte bisher nur eine Sanierung des vorhandenen Platzes und einen barrierefreien Zugang zur oberen Ebene vorgesehen, aber eventuell könnte man da mehr erreichen, so Herr Löffler. Derzeit finden zudem Gespräche statt, um eine Lösung für das Dauerparker-Thema zu finden. Die Ansiedlung eines Cafès kam leider nicht zur Umsetzung.
In Ubstadt-Weiher sind gleich zwei Neubaugebiete projektiert, obwohl der Flächenfraß im Land reduziert werden muss. Es gibt innerorts ca 300 ungenutzte Bauplätze und ungezählte leestehende Häuser und Wohnungen. Jedoch bestehen noch keine Möglichkeiten, diese Leerstände zu aktivieren. Könnten wir dieses Potential nutzen, bräuchten wir keine Neu-baugebiete. Der Bedarf an Wohnraum ist hoch, wie man zum Beispiel im Portal ‚Baupilot‘ nachlesen kann, so Herr Löffler. Gut finden wir, dass eine Baupflicht innerhalb von acht Jahren besteht, ebenso Begrünung von Flachdächern und Rasengittersteine statt Komplett- versiegelung vorgegeben werden. Auf die bestehende Solarpflicht bei Neubauten wird hingewiesen. Auch könnte der Anteil an Mehrfamilienhäusern und Reihenhäusern größer sein, denn nicht jeder kann sich ein Leben mit Familie im Eigenheim vorstellen oder leisten, und vor allem wäre eine erhöhte Siedlungsdichte platzsparender. Auf die Frage, ob nicht ein Nahwärmenetz in den Neubaugebieten möglich wäre, führte Herr Löffler aus, dass dies aufgrund der Eigentumsverhältnisse schwierig zu lösen sei. Er räumt jedoch ein, dass man heute die Baugebiete hinsichtlich Energieversorgung vermutlich anders konzipieren würde.
Bezüglich Wasserhaushalt ist Ubstadt-Weiher in der glücklichen Lage einen Grundwasserkörper, der bis zum Rhein reicht, nutzen zu können. Festzustellen ist, dass Düngemittel den Boden strapaziert und die ackerbauliche Nutzung nicht an jeder Stelle vorteilhaft ist. Die oberen Bodenschichten sind trocken und im Gemeindewald sind mehrere Hektar Wald der Trockenheit der letzten Jahre zum Opfer gefallen.
Erneuerbare Energien selbst zu erzeugen ist bei der derzeitigen und wahrscheinlich anhaltenden Energieknappheit wichtiger denn je, da waren wir uns alle einig. Für Ubstadt-Weiher gibt es da viele Möglichkeiten, allerdings stoßen nicht alle auf allgemeine Akzeptanz. In Kürze vorliegen soll das Ergebnis der Untersuchung, wo und in welchem Umfang Photovoltaik-Anlagen auf gemeindeeigenen Dächern möglich sind. Der Ertrag wäre jedoch nur ein Bruchteil der Menge Energie, die in unserer Gemeinde benötigt wird. Die Ideen für Standorte von Erneuerbaren Energien gibt es auf Gemeindegebiet sowohl für Windräder als auch für Freiflächenphotovoltaikanlagen. In 2017 wurden bereits drei Suchräume für Windräder von der Firma Bioplan geprüft: UW1 in der Nähe der A5, UW2 in Richtung Östringen und UW3 in Richtung Unteröwisheim. Der neue Windatlas weist jetzt sogar eine geeignete Windradfläche zwischen Weiher und Forst aus. In 2021 gab es auch den Plan einer Privatinitiative, eine Freiflächen-PV zwischen Zeutern und Odenheim zu realisieren. Könnten wir auch Fernwärme aus dem Geothermiekraftwerk in Graben-Neudorf nutzen? Ein Biogasanlage, wie sie jetzt in Karlsruhe geplant wird, wäre für uns Grüne auch in Ubstadt-Weiher denkbar, schließlich sammeln wir schon seit längerem unseren Biomüll und Mais und Raps von den umliegenden Ackerflächen würden das ergänzen. Zur Zeit ist eine schwimmende PV-Anlage auf dem Hardtsee ist im Gespräch, ebenso Wärmegewinnung aus dem Hardtsee. Wichtig ist, zuerst das optimale Gesamtkonzept für Ubstadt-Weiher zu erarbeiten, auch mit Blick auf die gesamte Region Mittlerer Oberrhein. Jede Gemeinde muss nach ihren Möglichkeiten einen Teil dazu beitragen, und Ubstadt-Weiher ist bereits auf dem Weg, da waren wir mit unserem Bürgermeister einig.
Über die aktuelle Haushaltslage konnte Herr Löffler berichten, dass einerseits weniger Geld aus Zuweisungen und aus Gewerbeeinnahmen zu erwarten sind, andererseits Aufwände höher werden. Es kann sein, dass Investitionsvorhaben wie z. B. das Regenüberlaufbecken in Stettfeld verschoben werden müssen.
Trotz der angespannten Haushaltslage übergaben wir Herrn Löffler ein paar Anregungen für Investitionen oder Bezuschussungen:
Unter anderem: Zuschüsse zu E-Bikes oder Balkonsolaranlagen; mehr abschließbare Fahrradboxen an allen Bahnhöfen/Haltepunkten; Stoffwindel-Starterpaket für Neugeborene; Prämien für den Verzicht aufs Elterntaxi zur Schule.
Sehr interessant war Herr Löfflers Rückblick auf seine Anfänge in der Gemeindeverwaltung und sein damaliges Engagement für Schutzmaßnahmen gegen eine Grundwasser-gefährdung durch die Kreismülldeponie.
Es war ein gelungener und harmonischer Abend. Herr Löffler hat mit Geduld und Wohlwollen unsere Ideen aufgenommen, Möglichkeiten ausgelotet, manches aber auch gleich verworfen.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich mit uns auszutauschen, Herr Löffler!